Mad Days
Mad Days
Wettkampf ist das Beste Training
Mit dem längsten Tag des Jahres wurde die Serie von vier aufeinander folgenden Wettkämpfen eröffnet. Mit dem Teamzeitfahren auf der Havelchaussè begann der 4 Kampf mit einer alten ESK Tradition die in seiner 2013er Auflage zu einer Materialschlacht werden sollte. Dem Wettrüsten der aerodynamischsten Rad- und Körperteile wollten sich Twobeers und ich bewusst entziehen, entschlossen wir uns doch am Vorabend die italienischen Stahlklassiker fit zu machen. So war uns
mit einer famosen Fahrt ohne Geschwindigkeitsanzeige und Rasterschaltung der Sieg und der Stahl- und reinen ESK Wertung gewiss. Eine optimalere Renntaktik um uns konträre Fahrstile zu harmonisieren hätte uns sicher noch weiter nach vorn gebracht, die Göpel aber mit 37er Schnitt über den Willie zu treiben hat riesen Spaß gemacht.
Am nächsten Tag hieß es dann das Geländeequipment zusammenzupacken, hatten sich doch Toni und ich sich für die MAD EAST CHALLANGE gemeldet. Schon am Freitagnachmittag sollte der Prolog am Skihang von Geising stattfinden.
Bei herrlichstem Wetter rollten wir im Erzgebirge ein und begrüßten auch gleich die Berliner Fraktion. In einzelnen Gruppen wurden wir den steilen Anstieg Scharspitze hinauf und wieder hinunter gejagt. In der Hitze des Gefechts beförderte ich erst mal die Kette in die Wiese. Nach einer kurzen Laufpassage ging es wieder auf den Bock. Doch spätestens in den weniger steilen Rollpassagen war die Belastung des Vortages zu spüren. Und auch auf der Abfahrt wollte ich es nicht gleich am ersten Tag übertreiben und bin lieber etwas defensiv gefahren.

Die Zeit unter 20 min und eine Top20 Platzierung war so knapp nicht mehr zu schaffen, wie man aber auf 7,5km zweieinhalb Minuten schneller sein kann ist mir ein Rätsel. Toni kam in seinem Lauf auch gut durch und konnte sich in seiner Ak sogar besser platzieren.
Mit Benno und Ronald waren auch gute alte Bekannte mit am Start, Benno aber ungeschaltet auf einem Stahlrad und Ronald Top vorbereitet im neu formierten und ambitionierten FRM- Racingteam.

Zunächst war es noch recht schwierig ein kühles Bier und Grillgut käuflich zu erwerben, der Charme der Einheimischen machte alles aber wieder gut.
Am Abend hieß es dann zu prüfen, ob es das Hotel bei dem ich gebucht hatte auch in der Sommersaison offen hat. Zur Sicherheit hatten wir auch das Zelt dabei. Doch
das blieb uns zum Glück erspart und obendrein gab es dann doch noch für uns das opulente Dreibettzimmer ohne den Sachsen, der uns dann doch nicht beehrte. Da man sich als Radfahrer nicht ganz der Fussball EM entziehen kann wurde das Deutschlandspiel in der Eishalle von Geising verfolgt.
Der Samstag begann mit Sonnenschein und einem Frühstück auf der Hotelterrasse. Da konnten Wurzelweg, Bobbahn und Grüne Hölle doch gerne kommen. Doch zunächst galt es
nach Geising zu fahren und das KFZ auf dem schon gut gefüllten Parkplatz zu platzieren. Doch dank schnegge, mudmax und titzy war dies kein Problem. Punkt 10 Uhr gingen dann rund 300
Mann auf die 85km Runde. Nach dem Anstieg aus dem Geisinger Talkessel hieß es erst mal ein passendes Hinterrad zu finden. Da Sascha P. im Vorfeld so herrlich tiefstapelte schien mir seine Gesellschaft die richtige Wahl um den Auftakt nicht zu verschlafen. Das klappte die erste halbe Stunde recht gut, nur in den ruppigen Abfahrten zogen die 29er einfach davon. Hier war bei mir wieder defensives Fahren angesagt. Auch sah man nun immer wieder Fahrer mit Defekten am Wegesrand. Recht gut unterwegs ging es dann über diverse, fiese Anstiege, in denen ich mir den ein oder anderen Zahn im Ritzelpaket mehr gewünscht hatte zur Altenberger Bobbahn. Im Auslauf ging

es dann in die Betonröhre und die gesamte Länge zum Herrenstart hoch. Das letzte mal bin ich in den 90ern mit dem Stahlwheeler hochgekurbelt. In der Annahme nun ginge es nach Geizig nur noch bergab war die Stimmung noch ganz gut. ich hatte ein zwei Begleiter mit denen auch der ein oder andere Schwatz möglich war. Als die Strecke dann noch auf in Richtung des Geisingberges führte, war die Motivation kurz im Eimer. Technische Abfahrten und der ruppige Wurzelweg der Bahn entlang zogen etliche Körner. So ließ ich es mir auch nicht nehmen bei der Halbzeitdurchfahrt in Geising abzusatteln und in Ruhe etwas zu essen. Toni hat die Verpflegung hinter der Zieldurchfahrt wohl verpasst.
Nun ging es Richtung Tschechin und die Wiesenauffahrten zum Mückentürmchen beschwörten die ersten Krämpfe herauf. Also hieß es hier salzige Sachen aufzutanken. Die hart erarbeiteten Höhenmeter wurden kurz darauf wieder vernichtet um steil wieder nach oben zu führen. Hier fuhr ich auf einen Fahrer auf der auch nicht mehr so richtig den Drang nach vorne hatte, zusammen bummelten wir die nächsten km herum. Erst als uns das führende Tandem im langen Anstieg zurück auf den Kamm überholte war die Angriffslust wieder da. Auf den folgenden km wollte ich unbedingt dranbleiben da die zwei mann in der Ebene ordentlich Druck machen und einen guten Windschatten bieten. Nach einem kurzen Fahrfehler des Tandems zog ich dann vorbei und stürzte mich in die Schlussabfahrt. Viele blaue Streckenpfeile schossen an mir vorbei, manchmal auch gelbe der Endurostrecke. Als dann keine Pfeile mehr zu sehen waren kamen die ersten Zweifel. Vor mir ein Fahrer und hinter mir das Tandem. Nach kurzer Beratung wurde festgehalten - Wir sind falsch! Also zurück und den bekannten Weg vom Vortag zurück in den Ort und durch den Zielbogen.
Eine Stunde nach dem Sieger erreichte ich als 46er das Ziel, die Berliner Fraktion kurz hinter mir. Benno war trotz Überschlag und Singlespeed schon knapp 20min im Ziel. Nachdem der Dreck aus allen Körperöffnungen herausgespült war ging es zum Essen in den Golfclub von Cinovec. Die angepriesene Party in Altenberg vermochte uns nicht recht zu locken und so wurde der Abend mit Hülsenfrüchten beim Fussball beendet.
Wie auch der Samstag begann auch der Sonntag mit Sonnenschein. Allein die Hotelküche war um 8.00 Uhr noch geschlossen. Nach bangem Warten öffneten sich doch noch die Pforten und
dem Abflug nach Altenberg stand nichts mehr im Wege. Diesmal sollte es Richtung Westen gehen. Der Allgemeinverfassung war aber noch keineswegs nach Radfahren zu Mute. Der gestrige Tag saß noch tief in den Knochen. Zu allem Übel sollte der Start erst einmal über den Skihang erfolgen. Aber zum Glück ging es den meisten gleich und das Feld quälte sich langsam der Anhöhe entgegen. Wieder heftete ich mich an Sascha P. um ihm bis zu Putzmühle zu folgen. Die Beine wollten nach der ersten Viertelstunde auch erstaunlich gut arbeiten und auf den Abfahrten war zudem mehr Sicherheit zu spüren. So konnte ich mich in einer Gruppe festbeißen die gut Tempo machte. Mit steilen Anstiegen und langen Abfahrten machte die MAD EAST ihrem Namen alle Ehre. Mit von der Partie war auch die führende Frau. Das Schauspiel was die 44kg - 1,50m Pilotin auf dem 29er da bot war sehenswert. Die Tatsache, das man drei mal durch den gleichen Fluss geschickt wird kann man noch gut finden. Das dann, wenn die Schuhe gerade wieder trocken sind, knietiefe Schlammlöcher warten muss man dann doch mögen. Das ganze will ich mir bei schlechtem Wetter nicht vorstellen. Auf den letzten km hat es dann noch für eine Schlussoffensive gereicht bei der noch ein paar Fahrer eingesammelt werden konnten. Platz 26 und nur eine halbe Stunde Rückstand auf den Sieger waren dann
schon drin. Toni und die Berliner kamen gut durch den Tag. Schnegge war's an beiden Tagen zu wenig technisch, aber 80km Crosscountry, muss ich nicht haben. Als Gesamtvierte Frau hat sie sich aber wieder am erfolgreichsten geschlagen und die Präsente der Stahlwertung waren auch beneidenswert.
Leider gabs auch hier wieder nur warmes Bier und Bionade und leider ist man mittlerweile auf Marathons mit einem 29er schneller unterwegs. Sei es wie es sei, es hat Spaß gemacht, vor allem weil sich nicht alle so ernst nehmen. Weiter so!
Sonntag, 24. Juni 2012