6 Latten für ein Halleluja
6 Latten für ein Halleluja
Wenn die Tage kurz, die Knochen morsch und die Leiber praller werden
kann man Sie zaghaft bis tief hinein ins preußische Gebiet vernehmen: Zarte Engelsstimmen locken den müden Krieger ans Ende des asphaltierten Bandes in eisige Weiten und frostige Höhen.
Diesmal sollte im fernen Langwiesen das Heil gesucht werden. Zusammen mit Weib und einem Neustädter Weggefährten zogen wir nach Zinnwald um ordentlich den Kamm zu blasen. Doch noch war Petrus uns wohl gesonnen und wiegte uns in trügerischer Sicherheit. Immer tiefer fuhren wir hinein in die lichten Bergregionen um Nove Mesto. Und bald schon schlug das Wetter um. Das Krusne hory zeigte endlich sein wahres Gesicht und zerrte den Recken mächtig am Gebein. Das Eis und der Schnee fuhren unentwegt ins bare Gesicht. Doch noch stachelte es sie eher auf als sie vom Ziel abzubringen. Solange im Sturm der nächste Pfahl auszumachen war schien die Richtung zu stimmen. Spuren waren im Nu verweht.
Am Bournak kreuzten wir die Pfade von seltsamen Gestalten, die in bunt wattierten Jacken an Stricken den Berg hinauf gezerrt wurden um sich dann in die Tiefe zu stürzen. Als wir die Eisfelder an den drei Mühlen von Nove Mesto passiert hatten bot eine Waldpassage wieder
etwas Schutz bevor es weiter himmelwärts nach Dlouha Louka ging. Der Wind frischte auf und auch der Himmel senkte sich herab um die ohnehin schon schlechte Sicht komplett auszulöschen. In einer Weißen Wand standen wir nun da und wussten zwar das wir am Ziel der Reise doch längst nicht wieder daheim sind.
Nach einem kurzem Studium des Sextanten wurden wir mit einer herrlichen Abfahrt belohnt, auch waren die Wege ab hier vorzüglich beschildert, man könnte meinen man befahre eine touristische Route. Ein Blick auf mitgeführte Zeitmesser riet zum Einschlagen der heimischen Richtung denn die Nacht bricht hier wohl etwas früher ein. Im Dämmerlicht brachten wir dann noch zwei Fehlgeleitete auf den rechten Weg in die Heimat. Nach einer weiteren Stunde improvisierter Tourenplanung waren auch wir wieder auf dem Weg zurück. Der Sturm blies jetzt angenehm
von hinten und der gefallene Neuschnee sammelte sich teils meterhoch in den Vorgärten der Hütten.
Da unser Gefährte eine komplette Speisekammer auf seinem Rücken spazieren fuhr, konnten auch wir uns mal eine Südfrucht teilen. Das Fahren geriet aber an jedem weiteren Anstieg zur Kopfsache. Die Kräfte haben die Arme nach 5h so langsam verlassen, die Beine werden nur noch vom Willen weiter getragen. Erste Hautpartien im Fußbereich begingen Fahnenflucht. Dann brach die Nacht herein. Doch auf Schnee wird es die ersten zwei Stunden nach Sonnenuntergang nicht wirklich dunkel. Überall vagabundierende Lichter die den Weg weisen.
Auf den letzten Metern mussten die ein oder anderen Latten noch gewachst werden, ging der Schnee kurzeitig in Regen über. Nach 6h und 35km erreichten wir wieder den rettenden Kombinationswagen.
Und die Beute?Ein herrlicher Bierdurst, Schmerzen in Muskelpartien deren vorher nur erahnt und ein wunderbarer Tag an der frischen Luft.
Samstag, 21. Januar 2012